Moog Little Phatty
Als ich mit 14 Jahren das erste Mal bewusst den Sound eines Synthesizers wahrnahm, war das sehr wahrscheinlich ein Minimoog. Es gab ja auch sonst (fast) nix zu dieser Zeit. Japanische Hersteller waren noch überwiegend mit der Erforschung der Hammond-Orgel beschäftigt. Hier und da hörte man ein String-Ensemble aus britischer, italienischer oder gar deutscher Fertigung. Was ich seinerzeit nicht ahnte: Moog war nicht nur ein Firmenname, der ja fast schon wie Popcorn oder Autobahn klang, Moog ist der Name des Mannes, dessen Idee zur Erzeugung von Klang aus elektrischer Energie bis heute Stereotyp und Verbrennungsmotor fast aller Synthesizer ist.
Es ist/war eine große Ehre an seinem letzten Projekt, das ihm durch einen viel zu frühen Tod entrissen wurde, mitzuarbeiten.
2003 zur Musikmesse traf ich Mike Adams, den Geschäftsführer der Moog Music. Bei einem Abendessen schilderte er mir seinen Plan, einen Moog-Synthesizer für das Volk zu entwickeln. Das Instrument sollte wesentlich einfacher zu fertigen sein als der komplex aufgebaute Moog Voyager. Mike hatte sehr präzise Ideen wie die Serienfertigung eines in größeren Stückzahlen hergestellten Synthesizers aussehen soll. Hauptbestandteile des Instrumentes sollten als Einheit vormontiert und dann in ein Basis-Gehäuse eingesetzt werden.
Der kleine Moog konnte aus Kostengründen kein Klapp-Panel erhalten. Um dennoch dem Moog-typischen „In-the-face“-Look gerecht zu werden, sollte die Frontblende dem Benutzer in einem steilen 45° Winkel entgegenkommen. Anfänglich war beabsichtigt, eine voll ausgebaute Stimme auf dem UI abzubilden - also alle Synthesizer-Bestandteile, Oszillatoren/Mixer/Envelopes/Verstärker. Jedoch war eine Speicherbarkeit der Klänge nicht vorgesehen. Diese kam erst im Laufe der Projektentwicklung hinzu. Im Gegenzug wurde die One-knob-one-function-Bedienung über Bord geworden und durch ein (Oberheim-) Matrix-ähnliches Konzept ersetzt. Diese Entscheidung führte zu einem für einen Moog Synthesizer neuartigen Bedienkonzept. Die auf jeweils einen Regler pro Klangmodul zusammengeschrumpfte Bedienung erlaubte den Einsatz eines LED-Rings.
Die komplette Gehäuse-Rückseite besteht aus einem geschwungenen Aluminium-Profil, das nach meiner Zeichnung speziell für Moog Music angefertigt wird. Die Seiten des Profils werden durch Endkappen aus Kunststoff oder Holz (Limited Edition) abgedeckt, die der Kontur des Profils exakt folgen. Der Boden ist ein einfach zu fertigendes Blechteil. Sind diese Teile miteinander verbunden, lässt sich auf einfache Weise das vorgefertigte Frontpanel in eine dafür vorgesehene Sicke im Aluminium Profil einhängen und verschrauben. Der aus Kunststoff gefertigte Wheelträger wird danach wie die Tastatur eingeschraubt und der Little Phatty ist fertig zusammengebaut.
Die Formgebung des Aluminium-Profils beschert dem Benutzer den gewünschten 45° Winkel für das Bedienpanel. Durch die wellenförmige Kontur gelingt dennoch eine schlanke, ikonische Formgebung, die erheblich zur Erkennbarkeit des Produktes und somit der Marke Moog beiträgt. Nicht ohne Grund wird diese Form bis heute für viele Nachfolger des Little Phatty eingesetzt.
Die Summe aller Komponenten gibt dem Little Phatty in der Gesamtheit ein neo-klassisches Erscheinungsbild. Die Aluminium-Rückseite wird aufgrund der leichten, im Verlauf unterschiedlich breiten Sicken, als gleichzeitig technisches und organisches Hippie-eskes Element wahrgenommen. Dieses Gestaltungs-Schema wurde auch in weiteren Moog-Produkten, wie dem Multi-Pedal oder dem Moog Taurus 3 Pedal fortgesetzt.