Gambit
Bereits seit Studienbeginn hatte ich den Wunsch, meine beiden Leidenschaften, Musik und Design, in einer Abschlussarbeit miteinander zu verknüpfen. Die Ausarbeitung begann gegen Ende 1988, einer Zeit, als das Thema "Workstation" noch in den Kinderschuhen steckte. Es gab sündhaft teure Hardware-Lösungen wie Synclavier, Fairlight oder auch PPG's Waveterm, die es erlaubten, komplette Musikproduktionen mit einem Instrument zu erstellen. Daneben erwuchs mit Computer-basierten Sequenzern eine sehr interessante Alternative zur seinerzeit gängigen Aufnahme-Methode im Mehrspur-Tonstudio.
Gambit sollte Aufnahmestation, Synthesewerkzeug, Audio-Schnittplatz und Mastering-Studio in einem attraktiven und kompakten Instrument vereinen. Der drehbare Flach-Monitor erlaubt den sich gegenübersitzenden Musikern und Technikern das gleichzeitige Arbeiten an einem Gerät. Gambit sollte in der Lage sein, mehrere Musikprogramme parallel zur Verfügung zu stellen. Am Ende einer Session kann dann mithilfe des integrierten CD-Brenners die Musik direkt auf den Datenträger gebrannt werden. Dem Instrumentalisten bietet Gambit eine neuartige Controller-Einheit für die linke Hand an, die neben einem Pitch-Bend-Hebel vier taktile Fingertasten unterhalb eines erfassbaren Vorsprungs zur Verfügung stellt.
Der Flachmonitor kann dem Benutzer zugewandt werden, der Neigungswinkel wird per Hand eingestellt und über Friktion gehalten. Der Neigungs-Drehpunkt des Monitors geht symbolisch eindeutig von einem Rohrelement aus, auf dessen gegenüberliegender Seite sechs große Bedienregler zur Steuerung der Bildschirminhalte eingebettet sind. Zu jeder Seite des Rohres befinden sich ein Drehregler sowie eine (rote) Taste. Alle Funktionselemente unter dem Monitor sind per Software frei zuweisbar. Der Monitor selbst sollte als Touch-Display ausgelegt sein. Komplette Patches können intern gespeichert werden und per hinterleuchteten Bank/Patch-Tasten abgerufen werden.
Das Instrument ist in einem kompakt anliegenden Gehäuse untergebracht. Der Raum unterhalb des Monitors ist als Box ausgelegt, die formal an der Rückseite in den Rumpf des Keyboards eingeschoben ist. Die Positionierung des CD-Laufwerks geschieht in gleicher Weise. Es wird als Einheit angedockt und macht seine Funktion durch Übernahme der großzügigen Eckrundung für den Betrachter deutlich. Insgesamt entsteht ein spannender, asymmetrischer Grundkörper, der in seiner Form streng den Funktionen der unterschiedlichen Bestandteile folgt. Das gesamte Gehäuse ist in einem Basis-Farbton gehalten (Mattgrau). Alle empfindlichen Flächen sind mit Sprenkel-Lack versehen, dessen Farbnuancen der Familie des Grundtons entstammen.
Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich Gambit als 1:1 Modell komplett in Handarbeit aufgebaut und vor dem Prüfungsgremium der Hochschule präsentiert. Keyboards Gambit erschien auf der Titelseite der Zeitschrift Keyboards und wurde gleichzeitig im Synthesizerstudio Bonn einem interessierten Fachpublikum vorgestellt.