Steinberg Midex
Mit der ST-Linie präsentierte Atari gegen Ende der 80er Jahre eine Rechnergeneration, die als erste eine MIDI-Schnittstelle integrierte. Schnell entwickelte sich der Atari zu DEM Musik-Computer schlechthin. Die Hamburger Firma Steinberg unter Manfred Rürup und Charlie Steinberg war mit ihrer Kompositions-Software "Cubase" Vorreiter in Sachen Sequencing am Computer. CubaseBereits bald genügte den Anwendern jedoch ein einziger MIDI-Eingang nicht mehr. Midex sollte dieses Problem lösen und dem Hersteller und Anwender zudem mehrere Steckplätze für die seinerzeit typischen Kopierschutz-Keys in Form von 4 zusätzlichen 40-poligen ROM-Ports zur Verfügung stellen. Mit Midex war es möglich, bis zu 4 Programme gleichzeitig an einem Computer zu betreiben.
Midex wurde seitlich in das Atari Computergehäuse eingesteckt. Der Grundkörper ist ein länglicher Block, der die 4 Key-Slots enthält. Die zusätzlichen 4 MIDI-Outputs docken von seitlich/oben und geneigt in den Grundkörper. Die abgerundeten Kanten des eindringenden Gehäuseteils symbolisieren eine optische Verbindung zum (runden) MIDI-Connector, während der Grundkörper in seiner kantigen Ausführung den Stil der (SCSI-) Schnittstellen für die Software-Dongles aufnimmt. Die MIDI-Outputs sind somit klar von den beiden MIDI-Inputs, die sich auf der linken Seite des Basis-Gehäuses befinden, getrennt. Die Kabelführung der MIDI-Outputs richtet sich zu den Klangerzeugern. Die beiden Inputs sind am Basisgehäuse vorne links - hin zu den Steuereinheiten (Master-) Keyboard/Controller - ausgerichtet.
Midex wurde links/seitlich an den Atari ST 1040 bzw. an die später nachfolgende professionellere Mega ST Serie angedockt. Der hierfür vorgesehene Steckschuh wurde über einen Schnapp-Mechanismus verriegelt. Der ebenfalls aus Kunststoff gefertigte schwarze Riegel sitzt auf der Oberseite des Gehäuses und hebt sich deutlich von dem ansonsten in Rot gehaltenen Kunststoff-Gehäuse ab. Linksseitig steht der Produktname inklusive Funktion. Die rechts daneben befindliche gerillte Fläche signalisiert den Druckpunkt zur Lösung der Verriegelung und Entkopplung vom Computer.
Midex zeichnete ich, wie alle frühen Entwürfe, rein auf Papier, beginnend mit den ersten Ideen-Skizzen bis hin zu sorgfältig ausgeführten Renderings, die ich dem Entwicklungs-Team unter Ägide von Wolfgang Düren und Manfred Rürup vorlegte. Am Ende des gestalterischen Prozesses stand der Modellbau. Das Foto von diesem Modell schoss dann Ralf Häselich. Aus dem Modell leitete ich danach die technischen Zeichnungen ab, die als Vorlage für den Kunststoff-Formenbau dienen sollten. Während der Anfertigung der Zeichnungen, basierend auf einem gesunden Halbwissen aus dem noch nicht allzu lange abgeschlossenen Industrie-Design-Studium, beobachtete ich im Fernsehen den Fall der Berliner Mauer und die Öffnung der DDR.
Als wir die ersten Kunststoff-Formteile zur Abnahme erhielten, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass sich die Andock-Bauhöhe bei Atari ST 1040 und Mega ST um einige Millimeter unterschieden und musste mit dem teuren Kunststoff-Formenbau in eine Revision. Wolfgang kürzte mir für 14 Monate das Gehalt. Quatsch . . . tat er nicht. Ich fühlte mich dennoch super schlecht, weil ich dieses wichtige Detail nicht ausreichend abgeglichen hatte.